8. INFORMATIONSTAG
7. November 2019
Palais Ferstel, Wien

Beziehungen zwischen Menschen sind Schlüssel für künftigen Erfolg
Übernehmen Algorithmen die Macht, oder sitzt doch der Mensch künftig am Datenschalthebel? Die Zukunft sollte beides in bestmöglicher Weise verbinden: «Digitalisierung nutzen und auf persönliche Kontakte setzen», lautet ein Fazit des 8. Informationstags der MARKANT Österreich. Die Veranstaltung und Vorträge der hochkarätigen Referenten im Überblick.
Ein Rekordpublikum von 330 Teilnehmern kann Geschäftsführer Thomas Zechner beim diesjährigen Informationstag von MARKANT Österreich am 7. November 2019 in Wien begrüssen. Die nunmehr 8. Ausgabe der Veranstaltung findet wieder im prachtvollen Palais Ferstl statt. Dank seiner Architektur im venezianisch-florentinischen Trecento-Stil erinnert das Gebäude mit dem grossen Festsaal und lichtdurchfluteten Arkadenhof an einen venezianischen Palazzo: Die beste Umgebung für zukunftsweisende Gedanken, Ideen und den «gemeinsamen Blick über den Tellerrand», wie Zechner zu Beginn formuliert.
Daten nutzen, um Kunden besser zu erreichen
Welche Anforderungen eine zunehmend digitalisierte Welt an den Handel stellt, zeigt der Geschäftsführer der Ländergesellschaft in seinen einleitenden Worten. «Der Kunde steht nach wie vor im Mittelpunkt – wir müssen alles daran setzen, ihn zu erreichen.» Gerade junge Menschen erreiche man aber heute oft nur noch über digitale Touchpoints: «Wenn die etwas Online nicht finden, sind sie weg», so Zechner. Übersetzt auf die MARKANT bedeute dies: «Wir müssen Daten, die in Fülle vorhanden sind, aber zum Teil in den falschen Töpfen liegen, so konsolidieren, dass sie Kunden in Echtzeit zur Verfügung stehen.»
Dialog wird weiter ausgebaut
Ist bei MARKANT künftig also alles digital? Mitnichten, erklärt Alois Kruth, Geschäftsführer der MARKANT AG. «Die digitale Welt ist eine Seite der Medaille. Genauso wichtig ist für uns aber auch der persönliche Kontakt.» Die Kooperation lebe davon, dass Menschen miteinander in Kontakt seien. Diesen Dialoggedanken wolle man intensiv ausbauen, etwa durch Öffnung des Handels-Forums in Karlsruhe für Partner aus Österreich und der Schweiz. Hier gibt es seit neustem auch eine Start-up-Arena, die Kontakte zwischen Newcomern und dem Handel erleichtern soll. Ein gelungenes Beispiel für die Verzahnung zwischen digitaler Welt und persönlichem Kontakt, wie Kruth findet: «Der Einstieg erfolgt über eine digitale Plattform, aber letztlich kommen Menschen zusammen und entscheiden gemeinsam über Geschäfte. Das ist der Schlüssel zu unserem Erfolg.»
Mut zu neuen Rollen
Die Chancen der Zukunft zwischen Digitalisierung und menschlicher Interaktion thematisiert auch das kurzweilige, von Nadja Mader moderierte Programm hochkarätiger Vorträge. GfK-Marktforscher Dr. Marc Knuff zeigt etwa, warum Markenartikler heute zunehmend unter Druck geraten und welche Eigenschaften «Champion Brands» auszeichnen. Zudem sei es für Handel und Industrie wichtig, Innovationen voranzutreiben und frühzeitig die eigene Rolle in einem möglicherweise komplett neuen Marktumfeld zu definieren.
Warum es sich lohnt, über die eigenen Grenzen hinauszugehen, erklärt Professor Markus Hengstschläger, Genetiker an der Medizinischen Universität Wien. Er warnt davor, aus Durchschnittswerten der Vergangenheit Strategien für die Zukunft abzuleiten. Stattdessen brauche es «Mut, sich als erster und einziger an einen neuen Platz zu stellen.»
Der Mensch steht im Mittelpunkt, aber auch in der Verantwortung
Diese neuen Plätze können laut Zukunfts- und Trendforscher Tristan Horx vor allem an der Schnittstelle zwischen digitaler Technik und menschlichen Beziehungen liegen. Sein Rat: «Nutzen Sie ein digitales Backend, um Abläufe effizienter zu machen, aber gestalten Sie Kundenkontakte analog.» Das Netz verbinde, schaffe aber keine Beziehungen. Persönlicher Kontakt zum Kunden sei daher ein Wettbewerbsvorteil.
Auch Dr. Heinz Fischer, Alt-Bundespräsident der Republik Österreich, glaubt an die Stärke der Menschen, ihre Zukunft zum Guten zu gestalten. Mit einem Blick in die Vergangenheit zeigt er die Stärke, aber auch Verwundbarkeit der Demokratie und plädiert dafür, diese zu schützen. «Es wäre falsch zu glauben, dass die Demokratie in Europa unzerstörbar ist. Nationalismus und europäische Integration sind nicht miteinander vereinbar.»
Impressionen des 8. Informationstags
Impressionen zur Veranstaltung sowie einige Stimmen der MARKANT-Geschäftsführung und unserer Gäste zur Tagung.
Vorträge der MARKANT-Geschäftsführung
Alois Kruth, Geschäftsführer der MARKANT AG, und Thomas Zechner, Geschäftsführer der MARKANT Österreich GmbH, sprechen in Interviews und Vorträgen über das omnipräsente Thema Digitalisierung und die damit einhergehenden Herausforderungen bei der Neukonzeptionierung sowie der Weiterentwicklung von Dienstleistungen.
Zusammenarbeit in Europa
Dr. Heinz Fischer, Bundespräsident der Republik Österreich von 2004 bis 2016, thematisiert in seinem Vortrag den Trend hin zur Vereinigung und Zusammenarbeit in Europa, äußert aber auch Sorge vor stärker werdenden nationalistischen Gegentrendströmungen.
Vorträge
Tristan Horx − In Zeiten Digitaler Einsamkeit ist persönlicher Kontakt ein Wettbewerbsvorteil
Weil auf jeden Trend ein Gegentrend folgt, wird die Zukunft wieder zunehmend analog. Zumindest, wenn es um die Beziehungen zwischen Menschen geht, erklärt Trend- und Zukunfsforscher Tristan Horx. Gute Aussichten also für den lokalen Handel, der durch menschliche Interaktion und ein kuratiertes Angebot den digitalen Verkaufsplattformen überlegen ist.
Dr. Heinz Fischer − Nationalistische Komponente in politischer Landschaft ist Anlass zur Sorge
Im Laufe seiner Geschichte hat Österreich viele Zeiten gewalttätiger Auseinandersetzungen in der Politik erlebt. Eine Ausnahme bildet die zweite Republik, die eine funktionierende und allgemein akzeptierte Demokratie geschaffen hat. «Diese müssen wir schützen», sagt Alt-Bundespräsident Dr. Heinz Fischer. Zukunft müsse aktiv zum Guten gestaltet werden.
Thomas Zechner und Alois Kruth − Smarte Tools und persönlicher Kontakt sollen Kooperation weiter stärken
Das starke Wachstum von MARKANT Österreich zeigt, welcher Erfolg durch die Zusammenarbeit von Handels- und Industriepartnern möglich ist. Ihren Weg zum Full-Service-Anbieter im Zahlungs- und Datenverkehr will die Ländergesellschaft konsequent weiterverfolgen. Künftig sollen etwa alle Produktdaten über eine Schnittstelle ausgeliefert werden.
Prof. Markus Hengstschläger − Wer sich divers und flexibel aufstellt, steigert seine Chance auf Erfolg
Digitalisierung, Big Data oder Predictive Analytics – Entscheidungen für die Zukunft sollten stets auf der bestmöglichen Datenlage beruhen, werden aber oft auch von Intuition mitbestimmt. Sich dabei ausschliesslich nach Durchschnittswerten zu richten, ist keine optimale Lösung. Wie wir uns für eine Zukunft rüsten, die wir nicht kennen.
Dr. Marc Knuff − Mehr Innovation für Markenartikler und neue Rollen für den Handel
Der technologische und gesellschaftliche Wandel hat längst begonnen. Höchste Zeit für Handel und Hersteller, sich mit neuen Konzepten zukunftsfähig zu machen, erklärt GfK-Marktforscher Dr. Marc Knuff. Dabei überraschend: Das Potenzial von E-Commerce scheint ausgereizt. Vielmehr könnte der LEH künftig zur Distributionsstätte für Nutrigenomik-Produkte werden.